in Kategorie: Politisch aktiv
Der Kreistag des Landkreises SOE hat am 12. Juni 2017 beschlossen, die Verträge für einige bestehende Wohnungen und Unterbringungen für Geflüchtete nicht weiter zu verlängern. Diese Tatsache ist leider lange an uns vorbeigegangen. Die Auswirkungen kamen erst in den letzten Tagen ans Licht. Denn dies bedeutet für mehrere Familien und Personen einen Zwangsumzug von der Stadt in der sie gerade und seit geraumer Zeit leben, in eine andere. So erhielten mehrere Betroffene in den letzten Tagen Briefe vom Landratsamt SOE, die sie darüber in Kenntnis setzten, dass sie innerhalb der nächsten Woche umziehen müssen. Die Betroffenen haben also eine Woche Zeit ihre Sachen zu packen und in eine ihnen zugeteilte Wohnung umzuziehen.
Dabei wird weder beachtet wie lange die Personen bereits in der Stadt leben, ob sie Kinder in der örtlichen Schule haben oder ob sie anderweitig eingebunden sind. So wie eine 6-köpfige Familie aus Pirna. Sie erhielt den Brief am 24.8. und soll am 1.9. bereits in Sebnitz einziehen. Die Kinder gehen in Pirna in die Schule und den Kindergarten. Auch die Eltern sind in Pirna eingebunden und haben hier ihr soziales Umfeld. Aufgrund des Beschlusses des Kreistages werden sie nun aus ihrem Leben gerissen und sollen sich anscheinend in eine völlig neue Stadt begeben und wieder von vorne anfangen. Die Kinder müssen aus der Schule genommen und eine neue gesucht werden. Die Eltern müssen wieder neuen Anschluss finden, einen neuen Deutschkurs suchen.
Der Beschluss hat weitreichende Folgen. Nicht nur, dass Menschen per Zwang den Ort wieder verlassen müssen, in dem sie nach ihrer Flucht endlich halbwegs angekommen waren. Damit gehen auch soziale Beziehungen verloren, Hilfsnetzwerke brechen ab und all die Anstrengungen endlich anzukommen, werden zunichte gemacht.
Am Montag, dem 28.8. beginnen in Pirna die Integrationskurse. Auch diese sind davon betroffen, da mehrere Teilnehmer_innen nun in eine andere Stadt ziehen sollen. Wenn der Kreistag solch eine Entscheidung trifft, welchen Sinn haben dann all die Bemühungen um Integration? Und warum wird die Aufforderung zum Umzug erst eine Woche vorher verschickt? Wie sollen die Betroffenen in dieser Zeit sich um all die Konsequenzen kümmern?
Wir als AG Asylsuchende SOE e.V. fordern die Zurücknahme dieser Entscheidungen. Die Menschen sollen in den Wohnungen und Städten bleiben können, in denen sie sich eingelebt haben. Wie sind gegen diese Umverteilung und finden es erschreckend wie wenig Respekt den geflüchteten Menschen, ihren Helfer_innen und Freund_innen und deren Bemühungen entgegengebracht wird. Wir sind schockiert, dass das Landratsamt erst jetzt die Mitteilungen verschickt hat. Hier werden Menschen wie Bausteine verlagert, als hätten sie kein Leben. Auf soziale Kontakte, Schule, Kindergarten, Freund_innen und welch wichtige Rolle dies alles nach einer Flucht spielt, wird keinerlei Rücksicht genommen. Wir als AG Asylsuchende SOE e.V. stellen uns entschieden gegen diesen Beschluss und zeigen unsere Solidarität mit den Betroffenen. Es kann nicht sein, wie hier mit den Betroffenen selbst oder den vielen ehrenamtlichen Unterstützer_innen, die sich um ein Ankommen bemüht haben, umgegangen wird.
Jede_r hat das Recht Anzukommen!
Bleiberecht für Alle