EJTEMA – IBZ diskutiert

Asyl und Migration bleibt ein andauerndes Streitthema im Landkreis, aktuell erleben wir auch ein Wiederaufflammen von Diskussionen. Dabei sind Asyl und Migration kein Ausnahmephänomen, sondern Normalität, die Gesellschaften auf Dauer prägen. Eine konstruktive Auseinandersetzung ist daher essentiell, diese kann in einer demokratischen Zivilgesellschaft vor allem über den freien Meinungsaustausch erfolgen. Insgesamt gibt es aber zu wenig konstruktive Dialog- und Diskussionsformate zu Asyl und Migration. In den bestehenden Formaten wird oft von Deutschen über Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung geredet, selten miteinander und wenn, dann so, als gäbe es nur 2 Perspektiven: Aufnahmegesellschaft ↔ Einwanderer*innen. Dabei sind beide Gruppen sehr vielfältig, teils kongruent und hybride in ihren Erfahrungs- , Handlungs- und Einstellungsmustern: Bestimmte Meinungen teilen Menschen aus verschiedenen Gruppen und trennen sie von Mitgliedern „ihrer“ Gruppe. Die realitätsfremde Dichotomisierung, das Othering der Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, trägt wesentlich zu den Spannungen und Konflikten bzgl. der Themen Asyl und Migration bei, die mitunter undemokratisch ausgetragen werden. Für eine offene und integrative Gesellschaft müssen sich Menschen mehr begegnen und in ihrer Vielschichtigkeit erleben, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede verstehen und anerkennen. Viele Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, die zu uns ins IBZ kommen, zeigen den Wunsch und das Interesse, an gesellschaftspolitischen Diskussionen und an kommunikativer Partizipation. Sie wollen sich mit ihren Erfahrungen, Ideen und Meinungen gleichberechtigt einbringen. Sie wollen nicht über sich reden hören, sondern mitreden. Sie bringen wertvolle Perspektiven mit ein, die wichtig zur weiteren Ausgestaltung der Einwanderungsgesellschaft in Deutschland sind. Wir wollen daher multiperspektivische gesellschaftspolitische Diskussionsformate, vor allem zu den Themen Asyl und (Post)Migration anbieten. Diese sind leicht zugänglich und offen ausgestaltet, damit „ganz normale“ Menschen daran teilnehmen können, ohne rhetorische oder politische Vorkenntnisse.

EJTEMA – das ist die deutsche Schreibweise und Lautsprache für اجتماع  Im Arabischen bedeutet es in etwa „Treffen“/“Meeting“/“Besprechung, im Persischen bedeutet das selbe Wort „Gesellschaft“ oder „Gemeinschaft“. Ejtema steht damit für unseren mehrsprachigen, vielschichtigen und integrativen Ansatz, gemeinsam über Sprachgrenzen hinweg sich zu treffen, mitzureden und die Gesellschaft mitzugestalten.

Wir planen daher bis zu 25 kleinere und größere (Kooperations-)veranstaltungen, v.a. in Pirna, um mit einer Runde von 10 – 30 Teilnehmenden, v.a. mit eigener Fluchterfahrung, aus verschiedenen Ländern zu diskutieren über aktuelle migrations- und gesellschaftspolitische Themen und Streitfragen.

Diese Maßnahme wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rah,men des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ sowie mitfinanziert mit Steuermitteln am Grundlage des vom Sächsischen Öandtag beschlossenen Haushaltes.