in Kategorie: Rundfunk & Presse
Nachruf für Vassantakumar Sankarapilai
Vassantakumar Sankarapilai wurde am 01.10. 2009 tot in seiner Wohnung in Dresden aufgefunden. Eine Obduktion ergab die Todesursache: Gehirnblutung. Vassantakumar Sankarapilai war über zehn Jahre im Altkreis Sächsische Schweiz in mehreren Asylbewerberunterkünften untergebracht.
Verschiedene gesundheitliche Probleme begleiteten seinen Lebensweg, so dass er sich immer wieder in ärztliche Behandlung begeben musste. Er wurde unter anderem vor zwei Jahren wegen einer schon weit zurückliegenden Schussverletzung im Krankenhaus in Pirna operiert. Der Weg zu dieser Operation war lang und von vielen Schwierigkeiten von Seiten der Ausländerbehörde gesäumt. Die Art und Weise, wie sich hier die Behörde in Szene gesetzt hat, war gleichnishaft für die vergangenen Jahre. Erst nach wiederholtem Nachfragen und Nachstoßen malten die Mühlen der Behörde wieder etwas weiter. Natürlich verhielt sich Vassant gegenüber den Mitarbeiterinnen oft wenig kooperativ, ja manchmal sogar aggressiv. Allerdings war hier ein Zusammenhang zwischen seiner sozialen Isolationssituation, einer meiner Ansicht nach klaren Alkoholkrankheit und einer psychischen Erkrankung zu seinem sehr ambivalenten Verhalten erkennbar. Leider konnte Vassantakumar Sankarapilai nur punktuell aus seiner sozialen Isolationssituation herausgelöst werden. So konnte ich ihn z.B. im Rahmen von gemeindlichen Veranstaltungen als sehr engagiert, großzügig und solidarisch erleben. Die besondere Tragik bei Vassants Tod liegt nun aber auch darin, dass wir als AG die Angehörigen bisher nicht ausfindig machen konnten. Sein Bruder und seine Schwester sind im Ausland wohnhaft, doch leider sind wir bisher ohne Kontakt zu ihnen geblieben. Es bleibt zu hoffen und Anstrengungen zu unternehmen, um seiner Familie die Mitteilung über den plötzlichen Tod ihres Bruders zu machen und sie über den Begräbnisort zu informieren.
Vassantakumar Sankarapilai war Tamile, Hindu und alles andere als ein unbeschriebenes Blatt oder Einer mit „weißer Weste“. Doch das mindert nicht im geringsten, was ich mit allen meinen Schwestern und Brüdern ohne Religion, die jedoch guten Willens sind, bekenne: Die Menschenrechte sind unveräußerlich! Und zur Würde von Vassantakumar Sankarapilai gehört es, dass seine Familie über sein Lebensende informiert wird. Und genauso gehört es zu seiner Würde, dass wir seinem Leben Wert beimessen und versuchen, Lehren daraus zu ziehen. Wir brauchen einander, denn alleine gehen wir zu Grunde.
In stillem Gedenken,
Marcus Schubert, Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft Pirna, für die AG Asylsuchende